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Bezirk verschläft Spielstraßen-Trend

Der am 14. Mai 2020 gefasste Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung, kurzfristig temporäre Spielstraßen an Sonn- und Feiertagen einzurichten, wird im Straßen- und Grünflächenamt des Bezirksamts verschleppt. Mit dieser Maßnahme soll auf Initiative der bündnisgrünen Fraktion in Corona-Zeiten Kindern mehr Raum zum Spielen gegeben werden. Die KungerKiezInitiative e.V. hat nun die stundenweise Ausweisung einer Spielstraße am Pfingstmontag, zugleich Internationaler Kindertag, in der Bouchéstraße beantragt. Anders als in vielen anderen Bezirken sieht sich das Bezirksamt nicht imstande, dies zu ermöglichen.

Der Internationale Kindertag am 1. Juni fällt in diesem Jahr mit dem Pfingstmontag auf einen gesetzlichen Feiertag. Passend dazu plante die KungerKiezInitiative auf dem Teilstück der Bouchéstraße zwischen Karl-Kunger-Straße und Heidelberger Straße eine Spielstraße einzurichten. Die dafür notwendigen Aufsichtspersonen hat die Initiative bereits organisiert. Das Bezirksamt muss eigentlich nur die Absperrungen zur Verfügung stellen. Auf der Strecke befinden sich mit der Kita Offensive Krümel, dem Kinderzirkus Cabuwazi und dem Kiezgarten Paradiesapfel ideale Bedingungen für eine Umsetzung. So würde man meinen. Das Bezirksamt teilte dem Verein allerdings mit, dass für dieses Vorhaben zuerst die rechtlichen Voraussetzungen geprüft werden müssten. Dies könne vier Wochen dauern. Für viele Bürgerinnen und Bürger, aber auch für die bündnisgrüne Fraktion ist die Haltung des Bezirksamts unverständlich und ignoriert den extra dringlich gefassten Beschluss der Mai-BVV. Bereits seit Anfang Mai werden in Friedrichshain-Kreuzberg zahlreiche Straßen regelmäßig an Sonn- und Feiertagen zum Spielen freigegeben; andere Bezirke ziehen nach und handeln deutlich schneller als die Verwaltung in Treptow-Köpenick. Auch intensive Bemühungen des Oberbürgermeisters Herrn Oliver Igel und der Stadträtin Frau Cornelia Fladers führten leider nicht zum Erfolg, schnelleres Verwaltungshandeln umzusetzen.

„In Alt-Treptow liegt die Versorgung mit öffentlichen Spielplätzen unter dem Bezirksdurchschnitt. Gerade hier ist es notwendig, Kindern möglichst schnell mehr Raum zum Spielen zu geben, um Ansteckungsrisiken zu reduzieren. Die zivilgesellschaftlich Engagierten stehen bereit!“, erklärt Claudia Schlaak, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen in der BVV Treptow-Köpenick. Jacob Zellmer, ebenfalls Fraktionsvorsitzender, ergänzt: „Wenn wir in Corona-Zeiten zu einer gewissen Normalität zurückfinden wollen, müssen wir in einigen Bereichen schneller handeln und Prioritäten anders setzen. Das gilt auch für die Bezirksämter. Das scheint bei uns noch nicht richtig angekommen zu sein.“

Beirren von der Untätigkeit des Bezirksamts lässt sich die KungerKiezInitiative allerdings nicht. In Zusammenarbeit mit dem Cabuwazi richtet sie am 1. Juni einen temporären Spiel-Parkplatz auf dem Edeka-Gelände in der Heidelberger Straße für Kinder und Familien ein. Autofahrer werden gebeten, abgestellte Fahrzeuge bis Montagmittag vom Parkplatz zu fahren. „Zum Glück sind viele Bürgerinnen und Bürger in Alt-Treptow so engagiert. Wenn Beschlüsse nicht schnell umgesetzt werden, so finden wir hier vor Ort kreative Lösungen, um unseren Kindern Freiräume anzubieten“, so Catrin Wahlen, sozialpolitische Sprecherin der Bündnisgrünen und Bewohnerin von Alt-Treptow.

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