Die Bezirksverordnetenversammlung von Treptow-Köpenick verurteilt nachdrücklich die antisemitischen Vorfälle in Adlershof und setzt sich weiterhin für Vielfalt und gegen jede Form des Antisemitismus ein. Eine gemeinsame Resolution der Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen, der SPD, von DIE LINKE, der CDU, der FDP und der Einzelverordneten der Tierschutzpartei wurde auf der BVV-Sitzung am 16. Dezember 2021 beschlossen.
Am Freitag, den 10. Dezember, entdeckte die Fachstelle Treptow-Köpenick für Vielfalt und gegen Antisemitismus (TKVA) schwere Schäden am Chanukka-Leuchter (Chanukkia genannt) auf dem Marktplatz Adlershof. Zwei Arme der Channukia wurden nach unten gebogen, sodass der Leuchter nicht mehr zu benutzen ist. Informationen zu den Täter*innen gibt es bisher nicht.
Das jüdische Lichterfest Chanukka ist ein Fest zum Gedenken an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem im zweiten Jahrhundert vor Christus. In Adlershof wurde Chanukka dieses Jahr zum ersten Mal öffentlich gefeiert. Eine weitere Chanukkia stand in der Köpenicker Altstadt.
Am Mittwochabend kam es am S-Bahnhof in Adlershof zu einem erneuten antisemitischen Vorfall, als ein Unbekannter einem 74-Jährigen gegen das Ohr schlug, an dem er einen Davidstern-Anhänger trug.
Neben den Vorfällen in Adlershof wurden in der letzten Woche weitere Chanukkia in Lichtenberg, in Schöneberg und in Mitte beschädigt. Nach Angaben der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (RIAS Berlin) wurden bereits in der ersten Hälfte dieses Jahres 522 antisemitische Vorfälle bekannt. Dies sind 75 mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres (447).
„Nicht nur die jüngsten Vorfälle verdeutlichen, dass wir in Berlin ein wachsendes Problem mit Antisemitismus haben“, erklärt Sven Dohnalek, Mitglied des neuen Ausschusses für Partizipation und Integration. Talip Törün aus dem selben Ausschuss, ergänzt: „Aus diesem Grund stellt sich die BVV an die Seite aller Jüd*innen im Bezirk sowie allen lokalen Initiativen, die gegen rassistische und antisemitische Hetze eintreten. Wir freuen uns, dass Chanukka in Adlershof zum ersten Mal öffentlich gefeiert wurde. Nach 1.700 Jahren jüdischen Lebens in Deutschland sollten Chanukka, Jom Kippur oder Pessach selbstverständliche Bestandteile unserer Feierkultur sein. Daher setzen wir uns mehr denn je für die Sichtbarkeit jüdischen Lebens in Treptow-Köpenick ein. Unser Ziel ist es, den öffentlichen Raum keinen Fußbreit den Rechtsextremen und Rassist*innen zu überlassen. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist keine Meinung, sondern eine Verletzung der Werte unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung.“
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