Auf der Bezirksverordnetenversammlung am 25. Januar 2018 wurde mit großer Mehrheit beschlossen, dass das Bezirksamt im Rahmen eines Pilotprojekts anonymisierte Bewerbungsverfahren durchführt. Der Beschluss geht auf einen Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen von der November-Sitzung der BVV von 2017 zurück.
Bei anonymisierten Bewerbungsverfahren werden die personenbezogenen Angaben wie Name, Alter, Geschlecht oder ethnische Herkunft nicht angegeben. Eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erfolgt allein aufgrund der anonymisierten, qualifikationsbezogenen Angaben. Eine Benachteiligung im späteren Bewerbungsverlauf kann zwar trotzdem erfolgen, die Gefahr einer unbewussten Diskriminierung in der ersten Stufe wird allerdings deutlich vermindert, ohne zusätzliche Kosten zu verursachen. Diverse Studien belegen, dass Menschen mit einem ausländisch klingenden Nachnamen bei gleicher Qualifikation seltener zu Vorstellungsgesprächen eingeladen werden. Die Vorauswahlentscheidung ist die empfindlichste Stelle im Bewerbungsverfahren, in der sich Diskriminierung einschleichen kann.
Das anonymisierte Bewerbungsverfahren fördert die soziale Vielfalt auf dem Arbeitsmarkt und ist eine vertrauensbildende Maßnahme für Menschen, die bereits Diskriminierung erlebt haben. Das Ergebnis eines Pilotprojekts in 2015 in Berlin zeigt, dass die Anonymität den Fokus rein auf die Qualifikationen der Bewerber lenkt und zu einem „Mehr“ an Chancengleichheit beiträgt.
„Insbesondere im Falle von Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund hat sich in den verschiedenen Pilotprojekten in Deutschland gezeigt, dass anonymisierte Bewerbungsverfahren die Chancengleichheit erhöht“, erklärt Dr. Claudia Schlaak, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen Treptow-Köpenick. „In anderen Ländern ist das Verfahren längst gang und gäbe. Auch Arbeitgeber profitieren davon, denn sie erhöhen ihre Chance auf geeignete und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“
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